Die Krankheit schränkt mein Leben ein! - Ist das wahr?

Ihr Lieben,

seit 2014 beschäftige ich mich neben der klassischen Psychotherapie noch mit der Methode The WORK. Diese Methode dient dazu, stressige Glaubenssätze, die sich meist sogar unbewusst, in unser Leben eingeschlichen haben und uns oft im Weg stehen, zu finden und durch vier einfache Fragen und ein bis zwei Umkehrungen aufzulösen. The WORK hat meinen Alltag sehr bereichert und ist für mich eine tolle Ergänzung zur „normalen“ Psychotherapie. In meinem heutigen Blog erläutere ich euch an einem Beispiel, wie die Methode funktioniert und zu welchem Ergebnis ich gekommen bin.

Ich war 25 Jahre alt, als ich aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme erwerbsunfähig wurde. Meine berufliche Zukunft war vorbei, noch bevor sie richtig angefangen hatte. Mein stressiger Glaubenssatz war daher:

Die Krankheit schränkt mein Leben total ein!

1. Frage: Ist das wahr?

JA, das war für mich wahr. Ich konnte nicht mehr arbeiten gehen, war oft monatelang im Krankenhaus und die schlimmen Kopfschmerzen, unter denen ich täglich litt, trieben mich oft an den Rand der Verzweiflung. Ohne Tabletten lief nichts mehr in meinem Leben und ich fühlte mich oft zu schwach für die einfachsten Dinge.

2. Frage: Kannst du dir absolut sicher sein, dass dieser Gedanke wahr ist?

Diese Frage war schon schwieriger zu beantworten. Bisher hatten mein Verstand und meine Gefühle nur in eine Richtung geschaut und all das wahrgenommen, was nicht mehr ging. Aber gab es denn nicht vielleicht Dinge in meinem Leben, die ich durch die Krankheit bekommen hatte. Ja, es gab einiges, was vorher nicht da war... Die Antwort auf die zweite Frage lautete also NEIN. Ich konnte mir nicht hundertprozentig sicher sein, dass die Krankheit mein Leben einschränkt.

3. Frage: Wie gehst du mit dir und anderen um, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Ich war in erster Linie wütend. Wütend auf das Leben, wütend auf die Krankheit, wütend auf mich. Kam ich nicht in die Gänge, weil es mir schlecht ging, machte ich mich selbst fertig und zog mir damit verbal immer noch einen drüber, weil ich schwach und unfähig war, der Krankheit irgendetwas entgegenzusetzen. Und ja, ich beneidete meine Freunde um mich herum, die ein geregeltes Berufs- und Privatleben hatte. Mit mir selbst war ich unnachsichtig, respektlos, ungeduldig und wenig liebevoll. Das ich, soweit das möglich war, meine Kämpfe nur im Inneren ausfocht, machte mich meinem Umfeld gegenüber unehrlich.

4. Frage: Wie wäre es ohne den Gedanken daran, dass die Krankheit mein Leben einschränkt?

Ich wäre nicht mehr so wütend und damit würde mein Blick weiter werden und mir zeigen, dass die Krankheit mich auch bereichert hat. Ich würde mit mir selbst nachsichtiger, geduldiger und liebevoller umgehen. Könnte meinem Umfeld ehrlich zeigen, wie es mir geht. Kein Versteckspiel mehr, denn durch die Krankheit bin ich zu dem Menschen geworden, der ich heute bin. Und den muss ich nicht verstecken...

UMKEHRUNGEN

1. Umkehrung: Die Krankheit schränkt mein Leben nicht total ein.

JA, das habe ich schon bei der 2. Frage der WORK festgestellt. Ich bin zwar berentet und es gibt in meinem Leben eben viele Dinge, die schwierig sind oder nicht mehr gehen. Aber die Krankheit hat mein Leben auch sehr bereichert. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt auf meinem Weg, neue intensive Freundschaften geschlossen. Ich habe unglaublich viel Lebenserfahrung bekommen und bin mir meiner Stärke bewusst. Ich habe ein eigenes Forum erschaffen und schreibe Blogs um anderen Menschen etwas von meinen Erfahrungen weiterzugeben. Inzwischen arbeite ich auch wieder und mein Leben ist sogar abwechslungsreicher als vorher.

2. Umkehrung: Ich schränke mein Leben ein.

JA, auch diese Umkehrung ist wahr. Es gab eine Zeit vor der WORK, da habe ich mir einfach nichts mehr zugetraut. Ich kam mir vor wie ein Versager und dachte, dass ich eh nichts mehr auf die Kette bring. Dadurch habe ich vieles gar nicht erst probiert. Mit Hilfe der WORK, habe ich gelernt, es für möglich zu halten, dass sehr viel mehr in mir steckt und das ich mir durchaus eine ganze Menge zutrauen könnte. Also tat ich es und überraschte mich selbst.


Es geht in diesem Blog hier nicht darum, mit dieser Methode irgendetwas schön zu reden. Natürlich gibt es immer mal wieder Tage, an denen die Scherzen kaum auszuhalten sind und ich wieder in ein Depri-Loch falle. Aber das kann ich dann auch zulassen, es darf da sein ohne das ich versuche, es zu verbergen oder dagegen anzukämpfen, wie ich es vor der Work getan habe. Und das fühlt sich so viel besser und freier an!

Ich hoffe, ich konnte euch das Wesen der WORK hier ein bisschen näher bringen und der eine oder andere probiert es selbst mal aus? Für mich ist es eine absolut tolle Methode, auch sie hat mein Leben bereichert.


Liebe Grüße

Steffi


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