Ihr Lieben,
Manchmal glaube ich, das Leben schickt uns so manche Situation mehrfach über den Weg, damit wir daraus lernen und an ihr wachsen können. So traf es auch mich Ende letzten Jahres. Gleich zwei
meiner Freunde wandten sich an mich, weil sie gesundheitlich am absoluten Tiefpunkt waren. Natürlich versuchte ich, für beide da zu sein, musste aber feststellen, dass sie völlig andere Wege
einschlugen. Wege, die mir nicht gefielen. Wege, die für mein Dafürhalten falsch waren.
Eine Weile lang rieb ich mich daran immer wieder auf, schlug ihnen Auswege vor, die ich für richtig hielt und erwartete von ihnen, dass sie sie annahmen und umsetzten. Es folgten hitzige
Diskussionen, verletzende Worte auf beiden Seiten und viele Tränen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, als Freundin komplett versagt zu haben. Das war eine bittere Erkenntnis, mit der ich mich
einige Nächte schlaflos umherwälzte. Als ich diese Gedanken schließlich mal auf Papier brachte überkam mich ein Geistesblitz und mir sprang plötzlich sehr deutlich ins Auge, was hier schief lief.
Ich hatte den Satz: „Sie sind auf dem falschen Weg.“ kaum zu Ende gebracht, da ertönte auch schon eine mir mittlerweile vertraute Stimme in mir, die anmerkte:
„Kannst du dir da sicher sein? Hundertprozentig sicher, dass es der falsche Weg ist?“
Ich hielt mitten im Schreiben inne und lauschte, gespannt darauf, welche Antwort in mir auftauchen würde. Ich ging durch die WORK. Frage 1 und 2 waren schnell beantwortet. Ich war mir sicher, das
es der falsche Weg war. Konnte aber nicht hundertprozentig sicher sein, dass das stimmte. Frage 3 der WORK – Wie ich mit mir und meinem Umfeld umgehe, wenn ich diesen Gedanken glaube – fiel mir
sehr schwer zu beantworten. Aber ich wollte ehrlich sein, auch wenn es weh tat. Ich hatte meine beiden Freunde unter Druck gesetzt, mich ebenso. Ich hatte sie mit Vorschlägen überfahren und
erwartet, dass sie dankbar waren und sie befolgten. Anderenfalls war meine Hilfe sinnlos.
Und wie wäre es, wenn ich diesen Gedanken nicht glauben würde? Die 4. Frage der WORK machte mir klar, dass ich kein Versager war. Dass ich das Gefühl, nichts tun zu können, nur hatte, weil mir
das Ergebnis nicht gefiel. Ich hakte diesen Gedanken nach dem falschen Weg ab und versuchte nicht mehr, sie davon abzubringen.
Alle nachfolgenden Treffen und Gespräche waren für uns alle so viel stressfreier. Nun, da ich nicht mehr an dem Gedanken festhielt, war in mir mehr Raum frei geworden. Ich nutzte ihn, um zu
spüren, was der andere gerade wirklich brauchte. Ein aufmunterndes Wort, eine Umarmung, gemeinsam Musik machen, gemeinsam schweigen...
Es gab so viel, was ich tun konnte.
Liebe Grüße
Steffi
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