Mobbing ist Schmerz!

Ihr Lieben,

vor ein paar Wochen unterhielt ich mich mit einem Freund über Mobbing. Mir ist das Thema selbst nicht fremd – ich weiß nicht mehr, wie oft ich zu meiner Schulzeit solchen Attacken ausgesetzt war. Ein ausgekippter Ranzen, meine Federmappe in der Toilette schwimmend oder ich wurde schon morgens vor der Schule abgefangen, zusammengeschlagen und sie nahmen mir die Hausaufgaben weg, so dass ich zu allem Überfluss auch noch Ärger mit den Lehrern und schlechte Noten bekam. Aus Angst vor weiteren Schlägen wagte ich es nur einmal, mich an meine Klassenlehrerin zu wenden, doch die glaubte mir nicht. Erst drei Jahre später stellte sich durch einen Zufall heraus, dass ich die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hatte.

Mobbing kann auf verschiedene Arten geschehen und ist fast überall zu finden. In der Schule, am Arbeitsplatz und auch im Internet. Den Tätern ist dabei häufig nicht klar, dass ihr Handeln schwerwiegende Folgen hat – nicht nur für den Betroffenen. Mobbing kann von depressiver Verstimmung bis hin zu schweren Depressionen führen, im schlimmsten Fall zum Suizid des Opfers. Der ICD 10 Diagnoseschlüssel ordnet diese Mobbing-Folgen unter die Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen. Dazu gehören die akute Belastungsstörung, die Posttraumatische Belastungsstörung und die Anpassungsstörung.

Ein US-Forscherteam wollte es genauer wissen. Welche Gehirnaktivitäten kommen in Gang, wenn wir Situationen von „sozialer Zurückweisung“ ausgesetzt sind. Dafür entwickelten sie ein virtuelles Ballspiel, genannt „Cyber-Ball“. Die probanden lagen in einem Gehirnscanner und wurden mit Bildschirm und Joystick ausgestattet. In dem Glauben, mit zwei anderen realen Probanten Ball zu spielen, spielten sie jedoch mit computergesteuerten Programmen. In der ersten Runde wurde ihnen gesagt, das sie aufgrund technischer Probleme nicht mitspielen können, in der zweiten wurde ihnen von den beiden anderen Personen der Ball nie zugespielt. Die emotionale Folge: Die ausgeschlossenen Probanden fühlten sich zurückgewiesen und das im Gehirn gelegenen Schmerzsystem reagierte nicht nur, wenn den Testpersonen körperlicher Schmerz zugefügt wurde sondern auch dann, wenn sie – wie im Cyberball-Spiel – sozial ausgegrenzt wurden. Das menschliche Gehirn bewertet also soziale Ausgrenzung und Demütigung genauso wie körperlich zugefügten Schmerz.

Es dauert manchmal nur Sekunden, Menschen mit Worten oder Taten zu verletzen, aber für diese Menschen dauert es Jahre, um den Schmerz zu mildern und zu lernen, damit umzugehen. Soziale Ausgrenzung und Mobbing hinterlässt eine Schneise der Verwüstung, die jedoch unsichtbar ist. Das Forscherteam hat es sichtbar gemacht, das sollten wir uns immer wieder einmal vor Augen führen, wenn wir allzu leichtfertig mit unseren Worte umgehen.

Liebe Grüße

Steffi


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