Ich schätze die technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit sehr, aber muss ich deswegen immer und überall erreichbar sein?
Keine Frage, mir geben sie die Chance, genau das zu tun, was mir Spaß macht und mich erfüllt. Ich kann Menschen durch den Prozess der Work begleiten, Chinesen unterrichten und Texte publizieren, ganz einfach von zu Hause aus. Mir, die ich aus gesundheitlichen Gründen nur bedingt beweglich bin, kommt das enorm entgegen. So kann ich arbeiten, auch wenn meine Blutwerte mich in die Isolation meiner eigenen vier Wände zwingen.
Aber man macht sich durch die sozialen Medien auch total transparent und abhängig. Man ist theoretisch immer und überall erreichbar. Doch Kommunikation braucht auch mal eine Pause. Wir müssen auch mal abschalten können und sind nicht dazu verpflichtet, auf die umfassenden Ansprüche der Kommunikationskultur einzugehen. Natürlich wollen wir per Handy vernetzt sein, aber dabei nicht den Überblick verlieren und ständig in der Pflicht zur Kommunikation stehen. Denn: Wenn ich immer für alle erreichbar bin, bin ich nie voll und ganz für jemanden da. Und es hält mich davon ab, einfach mal im Hier und Jetzt zu sein und den Moment zu genießen.
Am Samstag vor drei Wochen war ich bei einer lieben Freundin im Garten. Mir ging es nicht besonders gut, die hinter mir liegende Woche war wahnsinnig anstrengend gewesen und ich sehnte mich nach Ruhe. Die fand ich dort. Ich kann sagen – der Garten hat Charme. Sehr schlicht, eine Toilette bei der man mit Eimern nachspülen musste, hinter dem Garten nur weites Feld – kaum mobile Daten abrufbar. Was soll ich euch sagen...ich hab es genossen! Ich war ich selbst. In den sozialen Medien fühle ich mich oftmals wie ein Blatt, was vom Wind mal hier hin mal dort hin geweht wird – ohne Wurzel, ohne Erdung. Ich fand meine Wurzeln an diesem Nachmittag – in der Stille, in der Natur, in der Schlichtheit, in mir! Und ich stellte zu meinem großen Erstaunen fest: Ich brauche nicht die Annehmlichkeiten der modernen Zeit um mich zu erden. In der Schlichtheit kann ich ganz ich selbst sein.
Ich habe nun den ersten Schritt gemacht und Zeiten für die eigene Erreichbarkeit definiert. So kann mich immer „nur“ derjenige erreichen, der gerade diesen Moment mit mir teilt. Ich brauche die Zeit, um verarbeiten zu können, was da auf mich zukommt. Ein Dauerfeuer an Botschaften führt im schlimmsten Fall dazu, das wichtige Informationen ins Nichts fallen oder ich mental total überfordert bin. Um in meiner eigenen Kraft zu bleiben, brauche ich Zeit um Platz in meinem Kopf zu schaffen und mich zu erden.
Meine Freundin hat mir angeboten, den Garten öfter zu nutzen und das Angebot werde ich gern annehmen um Kraft für den Alltag zu sammeln. Für mich ist es wichtig, viel Zeit im Hier und Jetzt zu verbringen – ein Moment ist so schnell vorbei...und kommt nie wieder.
Seid lieb gegrüßt
Eure Steffi
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