Keine Angst vor der Angst!

In den letzten Tagen und Wochen hatte ich öfter mal mit Panikattacken zu kämpfen. Solche Zustände sind bei mir eher die Ausnahme, aber wer sie kennt, weiß wie sehr diese lähmen können und wie viel Kraft sie einem rauben. Bei mir treten sie vor allem Nachts oder am frühen Morgen auf. Manchmal kann ich den Gedanken dazu fassen, aber oft sind sie so diffus, dass dies nicht möglich ist. Dann liege ich erst mal da, friere und schwitze im Wechsel, bekomme keine Luft mehr und kann mich nicht bewegen. Was macht man dann? Der erste Reflex ist meist, denn Zustand schnellstmöglich zu beenden. Doch kann man das? Hat man das in der Hand? Meiner Erfahrung nach nicht. Man setzt sich durch den Wunsch höchstens noch weiter unter Druck und schürt damit neue Panik. Was mir dann meist hilft ist ein Satz, den meine Freundin Ina mir mal gab: „Mach dir bewusst, das Angst zu 95% einfach nur genau DAS ist – Angst.“

 

UMGANG MIT PANIKATTACKEN

 

Wenn ich die erste Hürde der Attacke überwunden habe, besser Luft kriege und mich wieder bewegen kann, versuche ich mich meist erst einmal durch ein lustiges YouTube – Video abzulenken, bis die Angst weiter abflaut. Danach ist es für mich das Wichtigste, ins Handeln zu kommen. Wenn ich einen konkreten Gedanken habe, betreibe ich Gedankenhygiene – mit Hilfe der WORK. Viele Sätze kann ich dadurch auflösen, manche muss ich aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, aber der Weg zur Wahrheit ist immer befreiend.

 

Damit will ich die Angst auf keinen Fall wegworken! Darum geht es nicht. Die Gedankenhygiene hilft mir einfach dabei, zu sehen, ob die Gedanken, die ich glaube und die im Augenblick meine Angst auslösen, gerade wirklich wahr sind. Selten, wirklich selten, stimmen die Gedanken und die gefühlte Angst mit der Realität überein – schließlich hängen wir nicht täglich über einem Abgrund oder stehen einer reißenden Bestie gegenüber. Das was wir in diesen Situationen als bedrohlich wahrnehmen, sind einzig unsere Gedanken über eine Zukunft, die völlig ungewiss ist!

 

Das versuche ich dann auch oft, mir in diesen Phasen klar zu machen. Das meine Gedanken hier einen Streifzug in eine unbekannte Zukunft machen, eine Zukunft, von der ich gar nicht wissen kann, wie sie aussieht. Aufgrund meiner Erfahrungen meine ich, eine Entwicklung abschätzen zu können. Meistens kommt es anders.

 

WIE WÄRE ES, EINER SCHEINBAR BEKANNTEN SITUATION IMMER WIEDER NEU ZU BEGEGNEN?

 

Keine Frage, Erfahrungen sind wichtig, aber sie können uns auch ganz schön im Weg stehen. Ein Jahr nachdem ich mit der WORK angefangen hatte, habe ich mich an das Experiment gewagt, bekannten Situationen völlig unvoreingenommen zu begegnen, mit erstaunlichen Ergebnissen und Erkenntnissen. Oftmals haben wir das Gefühl, eine gleiche Situation wieder und wieder zu erleben. Der Grund dafür ist häufig, das wir aufgrund unserer Erfahrungen in ähnlichen Situationen immer wieder gleich reagieren und dadurch dieser Eindruck entsteht. Verhält man sich mal anders, passieren die unglaublichsten Dinge!

 

Kann ich keinen klaren Gedanken ausmachen, der meine Panik ausgelöst hat, dann komme ich auf andere Art ins Handeln. Meist nehme ich mir dann eine Arbeit vor, die ich schon lange mal machen wollte, die liegen geblieben ist und viel Zeit erfordert. So gewinne ich Abstand zu meinen Gedanken und Gefühlen und kann sie mir später noch einmal in Ruhe ansehen. Oft erscheinen uns Probleme auch deshalb so groß, weil wir sie nicht mit genügend Abstand betrachten. Wenn wir direkt vor einem Berg stehen, erscheint er uns immer höher, als wenn wir ihn aus ein paar Kilometern Entfernung anschauen.

Mit dem Abstand zur Panik gelingt es mir dann auch meist, den auslösenden Gedanken zu finden und ihn durch mein bewährtes Raster zu jagen.

 

Ich finde diese Art der Gedankenhygiene unheimlich wichtig. Gefühle zu LEBEN und zu ERLEBEN ist sehr gut, aber sie müssen stimmig sein. Angst ist ja auch ein Schutzmechanismus, der uns vor Gefahren warnt, aber sie muss der Situation angemessen sein. Meine Panikattacken sind einer Zukunftsvorstellung entsprungen, die so vermutlich nie eintreten wird. Trotzdem habe ich im Hier und Jetzt den Stress damit. Wenn mir das bewusst wird, kann ich meine Angst auf ein gesundes Maß herunterschrauben. Ich kann unterscheiden, welcher Gedanke wahr ist und welcher nicht. Die Gedanken, die einer ungewissen Zukunft entspringen, sortiere ich dann sofort aus – denn kann ich wissen, wie es kommt?

 

 

Kannst Du es wissen?

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